Symptome einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung

Die Symptome der komplexen PTBS gehen über die Symptome der "klassischen" PTBS hinaus und betreffen verschiedene Bereiche der emotionalen und psychischen Gesundheit. Sie tritt häufig als Folge wiederholter oder lang anhaltender traumatischer Erlebnisse auf, wie z. B. chronische Misshandlung, Vernachlässigung oder Gewalt, insbesondere in Kindheit oder bei lang andauernden zwischenmenschlichen Traumata.

Hier sind die typischen Symptome der komplexen PTBS:

  • Ängste

  • Panikattacken

  • Chronische Verspannungen

  • jedwede körperlichen Symptome ohne organische Ursachen (Psychosomatisch)

  • Schlafstörungen

  • Depressionen

  • Bindungsstörungen

  • Süchte

  • Zwänge

  • Reizbarkeit

  • Konzentrationsschwäche

  • Stimmungsschwankungen

  • Emotionale Taubheit

  • Phobien

  • Emotionale Instabilität

  • Somatisierung (körperliche Beschwerden ohne organische Ursache)

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Bindungstraumatisierung

Bindungstraumatisierung bezieht sich auf die emotionalen und psychologischen Auswirkungen, die durch eine gestörte Bindung zwischen einem Kind und seinen primären Bezugspersonen entstehen können.

Diese Form der Traumatisierung tritt häufig in Situationen auf, in denen die Bedürfnisse des Kindes nach Sicherheit, Geborgenheit und emotionaler Unterstützung nicht erfüllt werden.

Solche Erfahrungen können in verschiedenen Kontexten auftreten, wie zum Beispiel bei Vernachlässigung, Missbrauch oder instabilen familiären Verhältnissen.

Die Bindungstheorie, die von John Bowlby und Mary Ainsworth entwickelt wurde, legt nahe, dass eine sichere Bindung in der frühen Kindheit entscheidend für die gesunde emotionale und soziale Entwicklung ist. Wenn diese Bindung jedoch gestört ist, kann dies zu tiefgreifenden emotionalen Schwierigkeiten führen.

Kinder, die unter Bindungstraumatisierung leiden, können Schwierigkeiten haben, Vertrauen zu anderen aufzubauen, ihre Emotionen zu regulieren und gesunde Beziehungen zu entwickeln.

Die Symptome einer Bindungstraumatisierung können vielfältig sein und reichen von Angstzuständen und Depressionen bis hin zu Verhaltensauffälligkeiten und Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen. Oft zeigen betroffene Personen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen im späteren Leben.

Die Behandlung von Bindungstraumatisierung erfordert einen einfühlsamen und traumasensiblen Ansatz. Therapeutische Interventionen können darauf abzielen, das Vertrauen wiederherzustellen, emotionale Regulation zu fördern und gesunde Bindungsmuster zu entwickeln. Durch eine sichere therapeutische Beziehung können Klienten lernen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und neue, positive Bindungen aufzubauen. Insgesamt ist es wichtig, das Bewusstsein für Bindungstraumatisierung zu schärfen, um betroffenen Personen die Unterstützung und Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen, um ihre emotionalen Wunden zu heilen und ein erfülltes Leben zu führen.

Transgenerationale Traumatisierung

Transgenerationale Traumatisierung, auch als generationenübergreifendes Trauma bekannt, beschreibt den Prozess, bei dem traumatische Erlebnisse von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden. Dabei handelt es sich nicht um eine direkte Weitergabe von Ereignissen, sondern um die Übertragung von emotionalen, psychologischen und oft auch sozialen Auswirkungen, die aus einem Trauma resultieren.

Wie entsteht transgenerationale Traumatisierung?

Wenn eine Person, die ein Trauma erlebt hat, dieses Trauma nicht ausreichend verarbeitet, kann es zu verschiedenen Formen der Weitergabe kommen:

1. Verändertes Verhalten und Erziehungsstil: Traumatisierte Eltern oder Großeltern können aufgrund ihrer eigenen unbewältigten Ängste, Trauer oder emotionalen Belastungen bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen, die sich auf die Kinder auswirken. Sie könnten zum Beispiel emotional distanziert, überfürsorglich oder überängstlich sein, was die kindliche Entwicklung beeinflusst.

2. Weitergabe von Mustern und Überzeugungen: Traumata können auch durch wiederkehrende Muster weitergegeben werden. Dies geschieht oft über unbewusste Botschaften oder Überzeugungen, die Kinder übernehmen, wie etwa „die Welt ist ein unsicherer Ort“ oder „man darf niemandem vertrauen“.

3. Epigenetik: Neuere Forschungen legen nahe, dass traumatische Erlebnisse auch auf biologischer Ebene Spuren hinterlassen können, insbesondere in der Epigenetik. Das bedeutet, dass traumatische Erfahrungen möglicherweise die Genexpression beeinflussen und so auch physische oder psychologische Anfälligkeiten an nachfolgende Generationen weitergegeben werden könnten.

Beispiele transgenerationaler Traumatisierung

Ein bekanntes Beispiel sind die Nachkommen der Holocaust-Überlebenden. Viele Studien haben gezeigt, dass die Kinder und Enkel von Überlebenden des Holocausts trotz ihres eigenen sicheren Lebens mit Ängsten, Depressionen und einem hohen Maß an Stress kämpfen. Diese Symptome können auf das Trauma ihrer Vorfahren zurückgeführt werden, auch wenn die Kinder selbst keine traumatischen Erlebnisse hatten.

Ein weiteres Beispiel sind Nachkommen von Menschen, die Kriegstraumata, Vertreibungen oder koloniale Unterdrückung erlebt haben. Solche historischen Traumata beeinflussen oft nicht nur die direkt betroffenen Personen, sondern auch spätere Generationen.

Symptome und Auswirkungen

Die Kinder oder Enkel traumatisierter Personen zeigen oft ähnliche Symptome wie direkt traumatisierte Menschen, obwohl sie das ursprüngliche Ereignis nicht selbst erlebt haben. Zu den möglichen Auswirkungen zählen:
- Angststörungen
- Depressionen
- Beziehungsprobleme
- Gefühle von Unsicherheit und Misstrauen
- Vermeidungsverhalten in Bezug auf bestimmte Themen oder Emotionen

Umgang mit transgenerationalem Trauma

Die Anerkennung und das Verständnis der transgenerationalen Traumatisierung sind ein erster Schritt, um den Zyklus zu durchbrechen. Therapieansätze, wie Traumatherapie oder systemische Therapie, können Betroffenen helfen, das übernommene Trauma zu erkennen, aufzuarbeiten und neue, gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln.

Zusätzlich sind auch offene Kommunikation innerhalb der Familie und der Aufbau eines sicheren und unterstützenden Umfelds wichtig, um die Last des übernommenen Traumas zu verringern.